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Scribonius
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0. Die Blutjanslinde

Wer von Dalheim in Richtung Elisenhof wandert, kommt vor dem „Kamp te book", einer rechts der Straße gelegenen Waldung, an einer Gruppe von drei Linden vorbei, die etwas abseits der Straße stehen. An dieser Stelle hat nach dem Erzählen alter Leute noch vor etwa 30 bis 40 Jahren eine uralte Linde gestanden. Sie führte den Namen "Blutjanslinde".

Sie erinnerte an die Taten und das schaurige Ende des berüchtigten Räubers und Mörders Scribonius. Dieser wurde in Haaren von armen Eltern um die Mitte des 16. Jahrhundert geboren. Nach dem frühen Tode seines Vaters ließ die Mutter den Knaben vollständig verwahrlosen und kümmerte sich nicht um ihn. Kaum 7 Jahre alt saß er mit anderen Armen täglich bettelnd an der Klosterpforte des nahen Böddeken. Hier wurde er jeden Tag gespeist. Weil der Knabe gewandt und auch wohl klug war, nahm sich der Laienbruder Johannes seiner an, der die Wirtschaft des Klosters Böddeken zu versorgen sowie Botengänge zwischen Böddeken und dem Tochterkloster Dalheim zu machen hatte. Er sorgte dafür, dass der Knabe, der den Namen Bernhard hatte, eine gute Erziehung erhielt. Häufig saß der gelehrige Schüler in den Mußestunden am Kamin und übte sich im Schreiben in der Asche. Wegen dieser Vorliebe und einer schönen Handschrift erhielt er den Namen Scribonius, d. h. Schreiber, wohl inspiriert durch die römischen gentes. Er sollte diesen Namen für sein Leben behalten. Zehn volle Jahre blieb er im Kloster Böddeken.